Christiane Kleinhempel
Metamorphose
Christiane und Martha Kleinhempel stellen in einer Performance Metamophose dar, ein Geschehen zwischen allen Stühlen, in dem nichts bleibt, wie es war:
Alte Traumanetzwerke, Verletzungen können verwandelt werden und im Verlauf der Zeit neue Stühle entstehen lassen. Manchmal muss Altes und Schmerzhaftes bewusst hinter sich gebracht werden, um Neues zulassen zu können. Metamorphose: ein Prozess, der im Verlauf der Ausstellung durch den sukzessiven Austausch der Stühle erlebt werden kann. Dies wird vor Ort durch Texte und Notate dokumentiert.







sokogai
sokogai – Speicherstadt des Wissens.
Was einmal zur Hand und begreifbar war, entzieht sich jetzt.
Verloren der leichte Zugang, verschlossen im Innenraum.
Abgeschlossene Archive verwehren den Zutritt und Zugriff.
Wie zurückfinden in diese entzogene Welt?
Sich abfinden mit dem Verlust?
Einen anderen Weg hineinfinden.
Intuition – Traum – Phantasie – Vision




Cornelia Zuk
Zwischenraum

Mein Herz wird weit und meine Augen leuchten,
wenn ich an Zwischenraum denke, ihn wahrnehme
und dort spüre, ich bin nicht allein.
Ein Augenblick des scheinbaren Nichts zwischen Verlust und Finden,
der ein Alles daraus macht, einfach so, Geschenk. Da.
zwischen Flaum und Faden
pur und mühsam
gezupft und gehalten
gedreht und verzwirnt
entzieht sich
wie blassfarbene Weichheit
leichtes zittern
kaum greifbar
und doch
Berührbarkeit
verlorenes Geflecht
durchzogen mit wachsam prickelnder Glut
aufsteigend warmherziger Trost
Tropfen
fallen
fallen lassen
lassen oder halten?
zart und forsch zugleich
die schlierenfreie Klarheit
weithin greifbar
geerdet
fragend leer
Flocke der flammenden Vorsicht
im entstehenden Raum
tropf
tropf
nichts
ein Hauch von rund
wie von Spinnennetz durchwoben
dann brausend
wieder Stille
frei schwingend
taumelnd
doch leichtfüßig
im allein
und miteinander
innere Weite
beeindruckende Resonanz
wandelbar
spiralförmige Faser wechselt mit
pudrigem Flaum
macht offen
lässt hoffen
offen im Klang
zwischen Spuren
Prozessen
Sequenzen
mittendrin
die Quelle
dazwischen
ich











Präsent im Zwischenraum: Performance mit Margarete und Cornelia Zuk
KUPPEL
Ein ambivalenter Ort, in dem sowohl Verlust als auch Finden erlebt werden kann
Ein Zwischenraum, der mit den Sinnen spielt und Präsenz hervorruft
SPUREN
Tränen der Trauer, des Verlustes
Tränen der Freude, des Findens
Strukturen, die sich im Augenblick des Zwischenraums wandeln und trocknen und Chancen freisetzen
SEQUENZEN
Stimmen von Not, Kampf und Schmerz, von Verlust
Stimmen von Aufbruch, Mut, Hingabe und Tatkraft, von Frieden
Dialoge, die Licht und Schatten integrieren und im Zwischenraum Perspektiven eröffnen und Frieden schenken
PROZESSE
Greifbares aus Verfilztem und Zotteligen, aus Verlust
Greifbares aus Fließendem und Fädigem, zum Finden
Geflechte der Wahrnehmung, des Begreifens in Achtsamkeit, die das Vertrauen in den Zwischenraum stärken

Katharina Leis
von Dohejm nach Zuhause – eine Landschaft gewinnt die Menschen zurück
Kunst – Interview- Lyrik – Musik am 7. November in der Tuffner Möbelgalerie
Am 7. November verwandelte sich das zweite Obergeschoss der Tuffner Möbelgalerie in einen Ort der Kunst, der Erinnerung und des Dialogs. Zahlreiche Besucher*innen folgten der Einladung zu diesem Begleitprogramm der Ausstellung Verlust&Finden – lost&find.
Kunst als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart
Die Gäste nutzten die Zeit den Ausstellungsteil „Von Dohejm nach Zuhause – eine Landschaft gewinnt die Menschen zurück“ zu entdecken und die besondere Verbindung zwischen Kunst, Geschichte und persönlichem Erleben zu spüren.
Katharina Leis war es ein Anliegen dem Kapitel deutsch-tschechischer Geschichte zu Flucht – Vertreibung – Neuanfang einen Raum für Gespräch und Begegnung zu eröffnen, ohne den Anspruch fertige Antworten zu haben. Vielmehr war es die Einladung zu fragen von welcher Bedeutung dieses verborgen-anwesende Thema heute für Menschen auf beiden Seiten ist? Was bewegt die Menschen heute?
Worte und Musik als Verbindung über Grenzen hinweg
Ein Interview-Gespräch mit unserem Gast Tomáš Cidlina (Česká Lípa) ermöglichte Einblicke in die tschechische Perspektive. Tomáš Cidlina erforscht als Historiker seit vielen Jahren die Geschichte der Grenzregion. Darüber hinaus entstehen poetische Texte und Gedichte aus Gesprächen mit Zeitzeugen auf beiden Seiten der deutsch-tschechischen Grenze. Sie erzählen von Heimatverlust, Neubeginn und Schmerz, aber auch von der leisen Hoffnung, dass Versöhnung möglich ist.
Am Abend fand die Veranstaltung in einer Lesung mit Musik ihren Ausklang. Lyrische Texte von Tomáš Cidlina und frei improvisierte Klänge des Ensembles KuK öffneten Räume für Emotionen und Erinnerungen. Die Musiker*innen reagierten live und spontan auf die gelesenen Texte und ließen mit Improvisationen ein sensibles Zusammenspiel entstehen, bestehend aus Klang, Sprache und Atmosphäre.
Den Schlusspunkt bildete das Zitat von John Lennon:
Frieden ist nichts, was du dir wünschst – es ist etwas, dass du machst – etwas, das du tust – etwas, das du bist – etwas, das du verschenkst.
Ein Abend, der nachhallt
Die Veranstaltung war mehr als ein kulturelles Ereignis – sie war eine Einladung, sich berühren zu lassen, Geschichte neu wahrzunehmen und Brücken zu schlagen: zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Tschechien und Deutschland, zwischen Menschen die sich dafür einsetzen wollen, dass Versöhnung und Frieden gelingen.







Hildegard König
Finden
zu mir selbst
trauer ohne wehleid
wut ohne gewalt
kränkung ohne vergeltung
erschrecken ohne verdrängen
blickwechsel ohne verblendung
einsicht ohne täuschung
klarheit ohne schwindel
mut ohne hochmut
aufbruch ohne zaudern
leben ohne versicherung
finden
in den trümmern und ruinen
meiner eigenen welt
zu mir selbst
hk 2025
heimkehren
diese unruhe
wie luftflimmern
windiger pfeifton
über jahre hin
ortlos
wie flugsamen
eingenistet
in spalten und brüchen
unter tauber haut
nicht auszumachen
die gedanken
gefühle
vagabundieren
zwischen vernebelter erinnerung
und hellsichtigem zweifel
auf einmal
diese ruhe
licht und luft
anders
vertraut
die klänge und stimmen
wo immer her
mein keim
überwintert
jetzt findet er sich
verortet
und geht endlich auf
hk 2024
findling
du gingst verloren
unterwegs
beiläufig ausgesetzt
an der schwelle
von fremdem
leben und tod
der phantomschmerz
blieb
ein gemisch
aus widerwillen
missmut
enttäuschung
sooft die hand
ins leere griff
du nicht da
jetzt
stehst du hier
im weg
forderst mich heraus
endlich acht
zu haben auf dich
dir den raum zu lassen
der dir zusteht
hk 2024
engel zur untermiete
seit ich weiß
bist du hier
meine welt
mit mir einzurichten
als überhand nahm
der verhau um mich
das chaos in mir
bist du geblieben
ich warf dich raus
schien mir ein ausweg
und wurde mir selbst
unerträglich
suchte außer mir
einen besseren ort
kam dort nie an
du bliebst mir nahe
hab dich gewollt übersehen
langsam begreife ich
zum unglück komme
ich an dir vorbei
zum glück
bleibst du
also
räumen wir gemeinsam
auf und richten uns
ein aufeinander
hk 2024
